Am 23. Mai wird das Grundgesetz 75 Jahre alt. Passend zur Feier unserer Verfassung hat die Münchner Volkshochschule überall in der Stadt ihre „Denkzettel“ plakatiert. Die „Denkzettel“ der MVHS sind auch als Intervention im öffentlichen Raum gedacht. Sie stoßen an, zum Nachdenken über Themen wie Gemeinschaft und Zusammenleben, öffentliche Debatten und Streitkultur sowie Anstand und Respekt im Miteinander. Mit der Plakatkampagne bringt sich die Münchner Volkshochschule in Erinnerung als Forum der gesellschaftlichen Begegnung und des kritischen Austauschs, in dem Menschen aus allen Bereichen der Stadt miteinander ins Gespräch kommen und konkurrierende Perspektiven sowie Argumente wechselseitig Gehör finden.
Die Deutschen mögen den ruhigen Fluss des Rechtsstaats lieber als die Brandungen der Demokratie.
— Andreas Voßkuhle
Demokratie heißt nicht Anerkennung des Unverstandes der Massen, sondern Demokratie heißt der Glaube an die Möglichkeit der Vernunft der Massen.
— Kurt Eisner
„1989: Sieg der Demokratie oder Auftakt zum Zerfall des Westens?“ – Die Frage stand über der Diskussionsrunde am 7. Oktober in der Black Box im Gasteig. Sie zitiert eine These des Historikers Norbert Frei, der bei der Veranstaltung zwischen Adriana Lettrari und Stephan Bickhardt auf dem Podium saß. Die Analysen des Historikers trafen auf die persönlichen Erfahrungen und Einschätzungen zweier Zeitzeug*innen aus dem Osten der Republik – eine interessante Begegnung, über die Michael Meyen ebenso interessant berichtet:
Der Bundestagspräsident a.D. erinnert in seinem Vortrag leidenschaftlich daran, was für ein seltener Schatz das deutsche Grundgesetz ist. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter eröffnet den Programmschwerpunkt der Münchner Volkshochschule mit einem Grußwort und Salome Kammer & Maria Reiter vollziehen kabarettistisch den langen Weg der deutschen Nationalhymne nach. Sieh dir jetzt unser Video an:
„Dann fangen Sie doch das nächste Mal mit dem Interessanten an“: So kontert Norbert Lammert die Beschwerde von Gregor Gysi, er werde immer an das Ende seiner Redezeit erinnert, wenn es gerade interessant wird.
Lammerts Schlagfertigkeit bei der Leitung der Bundestagssitzungen ist legendär. Ob er mit Wolf Biermann frotzelt, ob er nachts halb zwei den Vorschlag macht, die Tagesordnung vom nächsten Morgen gleich noch mit zu erledigen, oder ob er die Kanzlerin ermahnt, nicht so laut zu schwatzen: Lammert blieb immer unparteiisch, aber sehr deutlich in der Sache. Kein Wunder, dass es auf Youtube Supercuts aus Norbert Lammerts besten Interventionen als Bundestagspräsident gibt
Wer nicht genug schläft, geht auch nicht zur Wahl. Diesen Zusammenhang will die Studie “Insufficient sleep reduces voting and other prosocial behaviours” von John B. Holbein, Jerome P. Schafer und David L. Dickinson gefunden haben. Nicht nur in Bezug auf Wahlen, sondern ganz allgemein gelte: Wir verhalten uns umso asozialer, je unausgeschlafener wir sind.
Erkenntniswert: Umwerfend.
Demokratie ist nie ganz fertig. Debatte und Aushandlung sind in Demokratien fest eingebaut. Da ist auch die Staatsform an sich, das demokratische System, nicht ausgenommen. Eine Aussstellung in der Aspekte Galerie im Gasteig zeigt noch bis 3. November in Form von historischen und zeitgenössischen Zitaten, aktuellen Slogans und kurzen Statements: Die Demokratie ist ein „allzeit offenes, grundsätzlich nicht zu vollendendes Projekt“ (Okwui Enwezor).
Die Initiative #fridaysforfuture hat für den 20. September zum globalen Klimastreik aufgerufen. Auch in München wird es eine große Demonstration geben. Sie beginnt um 12 Uhr am Königsplatz.
1919 – 1949 – 1989
Diese Jahreszahlen stehen für Dreh- und Angelpunkte der relativ jungen demokratischen Tradition Deutschlands. Die Münchner Volkshochschule nimmt die Jubiläen der Weimarer Verfassung, des Grundgesetzes sowie der friedlichen Revolution in Ostdeutschland zum Anlass für ihr Schwerpunktprogramm Das Experiment – Deutschland und die Demokratie.