Die Kommunalwahlen stehen uns bevor und die Stadt ist längst zugepflastert mit Wahlplakaten. Parteien und Kandidat*innen werben wieder um unsere Wählergunst. Höchste Zeit also, sich mit den Inhalten und Positionen auseinandersetzen. Andererseits aber auch Grund genug, einmal zu schauen, welche kuriosen und besonderen Bürgermeister*innen es sonst so gab und gibt. Wir präsentieren eine Auswahl an Bürgermeister-Facts, die vielleicht nicht unbedingt relevant, dafür aber umso interessanter sind:
- 1. Der älteste Bürgermeister Deutschlands
Der bislang älteste Bürgermeister, der in Deutschland im Amt war, ist gleichzeitig auch der mit der längsten Amtszeit, die es jemals gab. Die Rede ist von Josef Rüddel (CDU), der von 1963 bis 2019 Bürgermeister der Ortsgemeinde Windhagen in Rheinland-Pfalz war. Für sein Amt erhielt er unter anderem die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz und das Bundesverdienstkreuz. Seine letzte Amtszeit endete am 19. Juni 2019 im Alter von 94 Jahren.
- 2. Der jüngste Kandidat
Der jüngste Kandidat, der sich als Bürgermeister zur Wahl stellte, war bisher Brian Kipke aus Zingst, der mit jungen 18 Jahren bereits parallel zu seinem Abitur kandidierte. Er verlor die Wahl allerdings gegen seine wesentlich älteren Kontrahenten. Danach wechselte er die Ebene: im November 2019 wurde er in den Vorstand der Jungen Liberalen in Mecklenburg-Vorpommern gewählt.
- 3. Frau Bürgermeister
Die erste bundesdeutsche Bürgermeisterin war Erika Keck (CDU), die 1948 in Ahrensburg gewählt wurde. Sie gehörte dort 1945 auch zu den Mitbegründer*innen des CDU-Ortsverbands. Nach ihrem Amt als Bürgermeisterin wurde sie auch in andere hohe Positionen in der Kommunalpolitik gewählt – zum Beispiel 1951 zur Kreispräsidentin von Schleswig-Holstein.
- 4. Bunte Bürgermeister?
Der erste offen homosexuell lebende Bürgermeister in Deutschland ist der ehemalige Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit. Sein öffentliches Outing im Jahr 2001 mit den Worten „Ich bin schwul – und das ist auch gut so“ ist ein Satz, der bis heute nachhallt. Während Wowereit bereits 48 Jahre alt war, als er sich offiziell outete, war Michael Adam der jüngste offen homosexuelle Bürgermeister in Deutschland. Mit 23 wurde er 2008 Bürgermeister der Stadt Bodenmais.
- 5. Prominenter Kandidat
Einer der wohl prominentesten und gleichzeitig umstrittensten Bürgermeisterkandidaten kandidiert aktuell in Bad Reichenhall. Dort steht der bekannte bayrische Liedermacher Hans Söllner zur Wahl, der nun offensichtlich nicht mehr nur mit seiner Musik kritisieren, sondern auch selber politisch aktiv werden möchte. Dafür hat er bereits die nötigen 180 Unterstützer-Stimmen gesammelt und kann sich nun dem Wahlkampf stellen. Erwartungsgemäß polarisiert Söllner auch in dieser Rolle.
- 6. Welche Partei stellt die meisten Bürgermeister in Deutschland?
Aktuell sind 47 Prozent und damit fast die Hälfte aller Bürgermeister in Deutschland von der SPD. Die anderen 53 Prozent stammen aus unterschiedlichen anderen Parteien.
- 7. Wer will denn heute überhaupt noch (Ober-)Bürgermeister werden?
Tatsächlich ist es für viele Gemeinden, besonders im ländlichen Raum, schwierig, einen geeigneten Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters zu finden. In ihrer Not greifen diese Gemeinden teils zu Mitteln wie Youtube-Kampagnen oder öffentlichen Ausschreibungen.
- 8. „Andere Bürger*innen wählten auch diesen OB“: Außenseiter Martin Horn aus Freiburg punktete durch Social Media
Bürger*innen empfängt er nicht im Büro sondern lieber auf Facebook bei seiner „Facebook-Sprechstunde“. Auch sonst läuft bei Martin Horn nicht alles wie gehabt: Der damals 33-jährige ging als überraschender Sieger aus den Kommunalwahlen 2018 in Freiburg hervor – als jüngster Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt (nach Angaben des Rathauses). Angetreten war er als Außenseiter und parteiloser Kandidat. Mithilfe einer fulminanten Social Media-Wahlkampagne konnte er den Amtsinhaber Dieter Salomon (Grüne) aber aus dem Amt hebeln – dieser hatte zuvor 16 Jahre regiert.
- 9. Mein Freund, der Baum
In „Schönstheim“ bei Würzburg gibt es eine außergewöhnliche Tradition: Hier wird jedes Jahr ein neuer Bürgermeister gewählt – für einen Ort, der gar keine Bürger mehr hat… aber viele, viele Bäume. Die „Gemeinde“ besteht nämlich einzig aus einem 301 Hektar großem Waldstück. Eine komplizierte Geschichte, die nicht in wenige Sätze passt, von Medien aber immer wieder gerne aufgegriffen wird. Rechtlich bindend ist dieser ganz besondere Bürgermeister-Titel nämlich tatsächlich nicht – da Schönstheim keine politische Gemeinde mit einem eigenem Steuerrecht ist. Vielmehr beruht die Amtswürde des OBs von Schönstheim auf einer über 500 Jahre alten Tradition, die von Anliegern im Wechsel ausgeübt wird.